Samstag, 9. August 2014

Wie man eine Show schreibt - Teil 1

Als erstes möchte ich den beiden grossen Top-Shots in Sachen Showschreiben, Jean-Luc Kühnis und Fabian Wohlwend von showband.CH danken, welche mir so ziemlich alles zu dem Thema beigebracht haben, das es zu wissen gibt und mir 3 Saisons lang die Chance gegeben haben, auszuprobieren, mitzuarbeiten und Fehler zu machen. Geneigte Leser, wenn Sie sich nächstens gerade wieder einmal fragen, was Sie mal so wieder so richtig Gutes tun könnten, unterstützen Sie die beiden und Ihren Laden - da liegen Sie nicht fehl.

Aber nun: Back to business. Zum Schreiben guter Shows gibt es ein paar wenige Erfolgsrezepte und sehr viele Misserfolgsrezepte. Mit anderen Worten: Damit eine Show begeistert, sollte man einige Dinge tun und einige viele dringendst unterlassen. Letzere lernt man mit Zeit und auf die harte Tour.



Bevor wir mit dem Showschreiben anfangen, müssen wir sicher sein, dass sich die Musik nicht mehr ändert. Für eine Show die begeistert sind der Spannungsbogen und die Verhältnisse der einzelnen Phasen essentiell. Wenn man dieses Gleichgewicht im Nachhinein nochmals stört, indem man z.B. Teile herausschneiden muss, hat dies fatale Konsequenzen auf allen Ebenen: Spannungsbogen im Arsch, Übergänge stimmen nicht mehr, Musiker haben falsches Zeug einstudiert und auswendig gelernt und rufen dann während der Show garantiert die falsche Fassung ab.... Willst du alles nicht. Genau in der Phase sind wir zur Zeit: Wir erarbeiten die Arrangements mit dem musikalischen Chef - dem Topshot der Schweizer Musik-Szene Christoph Walter (und bereits jetzt hat sich unsere Teilnahme irgendwie schon gelohnt - einmal mit solchen "Cats" (engl. Ausdruck für Koryphäe, Granate, Maschine) zusammenarbeiten zu dürfen ist für Laienorchester wie uns mehr oder minder Schwarzwäldertorte mit Extra-Sahne) und trimmen die Stücke musikalisch so, dass sie "musikalisch verheben", die richtige Länge fürs Fernsehen haben und auch noch halbwegs spielbar sind, wenn man dazu auf dem Pausenplatz rumrennt.

Sobald die Arrangements gefixt sind, geht's auf zwei Ebenen weiter. Einerseits beginnen die Musiker, ihren Notentext auswendig zu lernen. Andere Nationen machen dies mit der Selbstverständlichkeit von Kaffeetrinken vor dem Frühstück. Die Schweizer Musikszene mag in Sachen Blattspiel legendär sein (viele Orchester machen das sogar noch am Konzert), aber wenn's darum geht, etwas auswendig zu lernen, dann stellen wir uns hierzulande also gelegentlich an, als ob gerade von uns verlangt würde, vier Seiten des alten Testaments vom Hebräischen ins Aramäische zu übersetzen. Mit verbundenen Augen auf dem Kopf und unter Migräne. Freunde: Es ist reine Übungssache. Und ich darf das sagen, ich habe es immerhin nach fünf Jahren geschafft, die Handynummer meiner Frau jetzt doch mal auswendig zu lernen.



Warum ist das so wichtig? Amerikanische Studien haben ergeben, dass Notenlesen extrem viel Brainpower konsumiert. Das menschliche Hirn kann nur maximal sieben Denkeinheiten aufs Mal bewältigen und die brauchen wir für Dinge wie die Frage, wo wir als nächstes hinlaufen werden, dass wir auf dem Weg dahin keinen Blechschaden fabrizieren und dass wir gut aussehen und die richtigen Noten spielen. Für Lesen bleibt da keine Energie vörig.

Während also die Musiker den Notentext absorbieren und in dieser Phase viel üben müssen, legen wir im Kreativ-Team mit dem Showschreiben los. Eines der spannendsten Dinge, welche man im Leben tun kann - und wie das geht, schreibe ich Euch gleich nächstens, wenn wir die erste Session hinter uns haben - natürlich mit Bildern :)

So long, stay booned

Immer Euer J.