Freitag, 29. August 2014

KdO und die Presse

Ich hab's probiert. Auf die Klappe zu hocken, meine ich. Geht nicht. Bevor Sie, lieber Leser, aber, der ja eventuell ein Medienschaffender bei einer der nachfolgend erwähnten Zeitungen ist, beschliessen, aus lauter Rache für diesen Post, mich, mein Orchester oder gleich die ganze Sendung mit allen Mitteln, die die Klaviatur der Medienintrigen so hergibt, zu zerlegen und in einen Mingvasenscherbenhaufen zu verwandeln, vorneweg ein kleines Geleitwort. Sind Sie, lieber Leser zuhause an den Bildschirmen, kein solches Wesen, gehen Sie doch bitte schon mal zum übernächsten Abschnitt vor, und geniessen den gemütlich-unterhaltsamen Teil.

Lieber Journalist, der Blasmusikszene in der Schweiz geht's aktuell nicht soooo gut. Den Vereinen laufen die Mitglieder weg und Nachwuchs ist schwer zu rekrutieren. Wir haben quasi gerade ein wenig Vereinssterben. Dafür gibt's gute Gründe, auf die ich aber in einem anderen Post eingehen werde. Wichtig ist, dass das SRF mit KdO uns Musikvereinen eine einzigartige Chance bietet, dieser Tendenz entgegenzuwirken und für unser Hobby zu werben und viel Positives zu bewirken. Und Sie können mir glauben, dass alle acht teilnehmenden Orchester im Moment einige tausend Arbeits- und Probenstunden investieren und ALLES tun werden, um das Fernsehpublikum vom Hocker zu fegen und für unser Hobby zu begeistern. Es geht uns Orchestern und dem SRF-Team darum, eine konstruktive, durchwegs positive Show abzuliefern. Verstehen Sie mich nicht falsch - wir freuen uns sehr, wenn Sie über uns berichten. Auch über fundierte, fachlich sachliche Kritik und konstruktive Ideen, wie wir's noch besser machen können. Aber seien Sie sich auch bewusst, dass Sie mit jeder abfälligen Bemerkung, jeder negativen Äusserung, dass das jetzt gerade nicht so Ihr Ding ist und jedem ach-so-einfach-zu-versenkenden Hieb gegen unser National-TV dieser immensen Arbeit und der Blasmusikszene der Schweiz schaden und die rund 300 Mitwirkenden nur demotivieren.  Auch wenn's leichter ist, mit ein paar reisserischen, desktruktiven Headlines rumzuschnöden und die arbeit anderer in die Tonne zu treten: Ich lade Sie herzlich ein, uns alle bei den Proben zu besuchen, sich über uns zu informieren und eine gut recherchierte Berichterstattung abzuliefern. Und nun werden wir uns einig, dass einigen von Ihnen der Start hier noch nicht ganz geglückt ist und, wie Sie gleich lesen werden, noch etwas Luft nach oben ist. Deal?

Es ist haarsträubend. Natürlich habe ich zur Zeit ein gesteigertes Interesse an allem, was mit KdO (Nein, nicht "Kaufhaus des Ostens"... "Kampf der Orchester") zu tun hat, und da verirre ich mich dann auch hie und da in die Aperitifzeitungen der Boulvardfresse.
Gute Frage - ich kenne hier auch grad noch einen, der ein wenig verzweifelt. Den Verdacht, dass hier Laien am Werk sind, hatte ich übrigens auch, als ich mit der Lektüre dieses Fachartikels fertig war. Die kündigen dannnämlichgrossan:

und wissen auch noch, dass Cornelia "ein Musiktruppe" unter die Fittiche nimmt.
Musiktruppe. Phah! Nimm du besser mal dein Duden unter die Fittiche, du... Berichtererstattertruppe du! Aber auch ein anderes Fachblatt trumpft mit akribischer Recherchenarbeit auf:

ähm ja.... doch. Ist er. Lass es mich schnell für dich googeln: >>Hier klicken<< - Nimm einfach den 1. Link. Oder den 2. oder irgendeinen.... Aber mit objektiver Berichterstattung hatte es der Autor selbigen Oeuvres eh nicht so:


  Irgendwie etwas befremdlich, nicht? Apropos befremdlich: Die nachfolgende Headline ist für Leser unter 18 Jahren nicht geeignet:
Da ist aber wer 3x mit der Dampfwalze drübergedonnert...platter geht's also nicht mehr.

Liebe Journalisten - jetzt seid mal ein bisserl positiv und konstruktiv - auch damit kann man doch Leser unterhalten, oder? Wir arbeiten, ihr lobt und würdigt, eure Leser und unser Publikum ist glücklich. Na?

Immer Euer J.

Anm: Die oben genannten Artikel wurden der Welt zur Verfügung gestellt von 20Minuten und Blick.

Montag, 25. August 2014

Die 2. Probe - das scharfe Auge für Details

Liebe alle

Und plötzlich rast die Zeit - in nur zwei Weekends haben wir vom Showschreibteam die Choreos hingeklöpft. Am Abend waren wir zwar alle >>klickstdu hier<<  aber glücklich und zufrieden - die Shows sind geschrieben und die Proben feddisch vorbereitet. An den letzten zwei Sonntagen haben wir die Shows bereits mit der Band mal ausprobiert und abgesehen von ein paar kleeeeinen Schwierigkeiten (Spielen im Kopfstand is eifach irgendwie sauschwer) hat das meiste irgendwie auch funktioniert.

Nun haben wir die nächsten Wochen erstmal gewaltig keine Probezeit für KdO, sondern müssen uns auf die kommenden Auftritte vorbereiten - jaja, sowas haben wir auch. Und dann, geht's an die Details. Und dafür braucht es eben ein genaues Auge. Na? Easy? Kannst du auch? Okeeeee - DAS wollen wir mal sehen... wer war der Mörder?


see you soon, immer Eure

Maddin

Donnerstag, 21. August 2014

Orchestertreffen beim SRF

Uiuiui – nun wird’s irgendwie plötzlich alles furchtbar konkret. Heute waren wir beim Infoabend im SRF und natürlich gespannt wie die Flitzebögen, wie jetzt das ist, da beim TV. Fernsehen machen hat für uns Normalsterbliche ja etwas Magisches - eine Welt die irgendwie nicht real ist, wo gezaubert und getürkt wird und die sehr von Emotionen lebt. Dass dahinter aber dahinter Menschen stecken, die sehr viel ganz klassisches Projektgeschäft tun, damit eine Show schlussendlich in ihrem ganzen Glanz  über den Äther flimmern kann, dessen sind wir uns ja nicht immer so voll bewusst.


Da gibt es einen Bereichsleiter, der wie seine Kollegen auf der Bank oder in der Industrie sehr viel mit Budget zu tun hat, eine Projektleiterin, die Zeitpläne, Unterkünfte, Terminpläne von brutal vielen Menschen koordinieren muss, Wichtiges von Unwichtigem trennt, Feuer löscht und alle Fäden in der Hand hält. Und einer Medienverantwortlichen die uns bei Interviews und bei allen Fragen mit der Presse hilft und natürlich auch, wenn wir ein #GeriGate veranstalten und von der Schlammpresse durch den Fleischwolf gedreht werden sollten. Und dann all die vielen… also in meinen Projekten heissen die „Subject Matter Experts“ – also Profis, die sich auf ein Fernweh… pardon: Fernseh-Handwerk spezialisiert haben: Choreografen, musikalische Leiter, Redakteure, Produzenten, undundund.


Nun wissen wir alles über das 1x1 des Fernsehens, über kalte und heisse Proben (nein, das nichts damit zu tun, ob’s im Thurgau dann schifft oder die Sonne scheint), das wir weder ein original 1:1 Nachbau der Titanic noch unseren Sandstrand als Decor kriegen werden, wann wir unsere Choreografen treffen und das Filmteam, dass einen Einspieler über uns dreht.


Und eines hat das Projektteam von SRF gestern auch geschafft: Sie haben uns Ängste genommen und uns davon überzeugt, dass sie eine durchwegs positive Show machen werden, die uns und unser Hobby im besten Licht zeigen und die Zuschauer begeistert vom Hocker fegen wird.

Genau DAS braucht die Schweizer Musikszene und darauf freuen wir uns! Ach… und dann haben wir noch erfahren, wer unser Promi wird, der uns in den nächsten Wochen und Monaten durchs Abenteuer „Kampf der Orchester“ belgeiten wird. Es ist…… *undwirgehenindieWerbung* - CUT.

Immer Euer J.

Sonntag, 17. August 2014

Wie man eine Show schreibt - Teil 2 - Rezepte

Ein wichtiger Bestandteil jeder Domäne der Kunst - also auch im Showbizz ist "Kreativität". Der Rest der Welt spricht uns auch immer wieder Bewunderung über diese Eigenschaft - oder schimpft uns eben chaotische Kreativeköpfe, wenn sie/er gerade wieder die Schattenseiten unseres Unstrukturiertseinkönnens spürt. Ein paar philosophische Gedanken:

Wie gehen wir ans Showschreiben ran?

Damit eine Show gut wirkt, gibt es, wie früher schon erwähnt einige Konzepte und Regeln. Viele davon kann man in Büchern über eine beliebige Domäne der Kunst nachlesen. Also ist es doch eigentlich einfach: Elemente und Konzepte zusammenstellen und Regeln beachten, und eine garantiert gute Show steht? Leider geht es so nicht - im Gegenteil: in dieser ersten Phase versuchen wir sogar ganz gezielt, NICHT an Regeln zu denken. Warum? Weil es sonst eine langweilige Schnittmustershow gibt, die keine Emotionen weckt. Ihr habt diese schon zu Tausenden an Musikfesten gesehen: Kontermarsch - in-and-out - Schweizerkreuz, das sich dreht, In-and-out, Kontermarsch... gähn.

Bevor nun ein Dutzend Drummajor-Stöcke in Richtung meines Kopfes fliegen: Keine Frage, diese Figuren sind wichtige und gute Elemente, welche ein Showorchester draufhaben muss und die einer Show sein dürfen. Ich sage bloss, Shows, welche ausschliesslich aus einer Aneinanderreihung solcher Figuren bestehen, kannst du in die Tonne klopfen- an die erinnert sich keiner - auch nicht deine Oma. Auch wenn sich einige helvetische Marschmusik-Experten steineisern gegen Innovation wehren, der Trend geht gottseidank endlich in eine andere Richtung.

Nun heisst das nicht, dass wir bei den Boons nichts von Regeln und Konzepte halten - ganz im Gegenteil: Sobald die Show in groben Zügen steht, Prüfen wir laufend auf Regel-Fehler und bauen immer mehr der Details ein, von denen wir wissen, dass sie gut funktionieren - und brechen die Regeln auch ganz gezielt, wenn wir gute Gründe dafür haben.

Wie funktioniert eigentlich Kreativität?

Eine Frage, mit der ich mich glaube ich nun schon gute dreissig Jahre beschäftige. Erste wichtige Frage: Gibt es kreativ-begabte Menschen - also Menschen, denen es in die Wiege gelegt wurde oder kann jeder (gleich) kreativ sein?
Nun, ob es Begabung gibt oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Was ich aber belegen kann ist, dass Menschen, die nachweislich (= aus eigener Überzeugung) nicht kreativ begabt sind, wunderbare Resultate erzeugen können, wenn sie richtig an die Sache rangehen. Ist gibt also so etwas wie ein Rezept, Konzept oder Handwerk dahinter. Damit ist es aber, wie mit jedem Handwerk: Das Konzept zu kennen heisst nicht, es zu beherrschen. Es muss geübt und verfeinert werden und es dauert  vermutlich wie bei allem anderen auch gut zehn Jahre bis zur Meisterschaft.

Dieses Konzept habe ich übrigens zum ersten Mal von meinen Kompositionsprofessoren David Angel, Filmkomponist in den Universalstudios und Ed Neumeister, Starposaunist und moderner Jazzkomponist kennengelernt. Ich habe nun aber neulich herausgefunden, dass dieses Konzept universell für alle kreativen Domänen gilt - so beschäftige ich mich aktuell mit einer für mich völlig fremden Welt, in der ich mich nun seit Jahren als unbegabt behaupte - der Zeichnerei. Und tadaa... das Konzept ist das selbe. Und ich habe jüngstens ein paar spannende Bücher das Schreiben von Drehbüchern gelesen...tadaa... das Konzept ist das selbe.


Das Rezept, das Problem und die Lösungen dazu

Primzipiell gibt es beim Kreiren von etwas zwei Phasen. In der ersten Phase sind wir auf der Suche nach Ideen. Möglichst frei von Normen, Strukturen und Regeln. In der zweiten Phase wenden wir alle Konzepte und Regeln auf diese Ideen an und füllen Lücken und verfeinern sie bis zum vollendeten Werk.
Dilemma gesehen? Wir müssen alle Regeln kennen und das Handwerk in- und auswendig beherrschen, damit wir in der zweiten Phase erfolgreich sein können, aber wir müssen auch in der Lage sein uns von all diesem Wissen zu trennen, damit wir in der ersten Phase nicht nur Dinge erschaffen, die bereits da waren. Je besser wir die Regeln für Phase 2 intus haben, desto schwieriger wird es auch, sie in Phase 1 loszulassen. Schon mal gewundert, warum beinahe alle wirklich erfolgreichen Kreativköpfe Drogen konsumier(t)en? Alkohol, LSD, Canabis - heissen deshalb "bewusstseinserweiternde Substanzen", weil sie helfen, die Regelfilter und Hemmschwellen in unseren Köpfen auszuhebeln, die uns stetig daran hindern, alle Gedanken zu bewusst zu denken und auf die Ideen zu kommen, die es sonst nie in unser Bewusstsein schaffen. Aber genau DAS wollen Meister. Nicht altes nachkauen, das schon da war - sondern neue Ideen haben, die noch keiner hatte - und diese dann mit ihrem Wissen und dem Anwenden der Regeln und dem Handwerk zu Meisterwerken verarbeiten.

Bevor nun aber die Skandalpresse wittert, dass ich Drogen gutheisse oder wir uns vor unseren Showschreib-Aktionen die Birne mit irgendwelchen Pilzchen zudröhnen, möchte ich klarstellen, dass beides nicht der Fall ist. Ich zeige nur das Paradox auf, dass Kreativschaffende haben und erkläre, dass es (nebst anderen Gründen) mich nur schon aus diesem Grund nicht wundert, dass von Steve Jobs bis Charlie Parker viele erfolgreiche Kreativköpfe die beiden Welten mit Drogen zu überbrücken versucht und die wüsten Nebenwirkungen in Kauf genommen haben.

Unsere Truppe überbrückt die beiden Welten mit anderen Mitteln - man kann das "loslassen" nämlich auch trainieren - z.B. mit Theatersport, meditieren und dem stetigen Bewusstsein, wann wir nach Regeln und Normen leben und diese auch immer mal wieder mutig brechen und z.B. ein Casino ausrauben. Scherz Ende.

So, jetzt abe ma Butta bei die Fische, ne? Am letzten Sonntag haben wir uns zum ersten Showschreib-Tag in einer Turnhalle, irgendwo hinter den Bergen bei den sieben Zwergen getroffen getroffen. 

Unsere Showschreibtruppe

Wichtig ist, dass in der Showschreiber-Truppe Ideen-Menschen am Start sind. "Das-geht-nicht"-Menschen, die den Hang haben, überall Probleme zu sehen, sollten keine dabei sein - die sind hinderlich. Nun höre ich in den hinteren Reihen "ja, aber irgendwer muss Euch Kreativ-Vögel auch ein wenig am Boden der Tatsachen halten!". Das stimmt. Aber nicht hier, denn sonst bewegen wir uns nie über Mittelmass hinaus. Und Mittelmass will kein Publikum sehen.)



In unserem Falle sind das unsere 
Els van Es, Baritonsaxophonistin  mit holländischen Wurzeln, unheimlich viel Humor und immer einem ansteckenden Lachen im Gesicht.

Isabel Schacher, Posaunistin, Langzeit-Showbandlerin, Studiert nächstens Game-Design und hat ein wunderbares Faible für Jöö- und Huiiiii-Effekte

Bea Kappeler, Weit umher als "Tanzfüdli" bekannt. Sie leitet seit drülfzig Jahren Tanzgruppen und Turnvereine und fehlt an keinem Tanzworkshop dieser Welt

Jean-Luc Kühnis, Showband- und Querschleger-Gründer, der alles in Rhythmus verwandelt, was der Planet hergibt - und ein Meister der grenzenlosen Ideen und Netzerwerke

Meine Wenigkeit - Trinke gerne Kaffe und gehe der Truppe bei jeder Gelegenheit auf die Nerven. Toll, ne?

Zutaten zum Showschreiben

Wie so oft, ist das richtige Werkzeug für eine Arbeit match-entscheidend. Was brauchen wir, wenn wir unsere Shows schreiben? Na, vor allem eine geeignete Location: Turnhallen sind deshalb so praktisch, weil man Showschreiben sehr viel Platz braucht. Mattenwagen, Malstäbe und anderer Krimskrams kann bestens dazu verwendet werden, Dekopositionen zu markieren. So stecken wir als erstes immer die Showfläche 1:1 ab, damit wir nie die Grössenverhältnisse aus den Augen verlieren und das Showdesign direkt ausprobieren und beurteilen können. Des weiteren brauchts:


  • Eine mobile Soundanlage, wir haben uns mal so einen akkubetriebenen Koffer gekauft, damit wir auch an Orten proben können, wo kein Kernkraftwerk steht und trotzdem genug reindonnert, dass man sie auch in einer Dreifachturnhalle gut hört. 
  • Schreibzeuch - mindestens eine, besser zwei Personen sollten das ganze schriftlich und mit Skizzen mitdokumentieren. Beim Schreiben der Show ist allen vor Ort klar, wie der Ablauf ist. Eine Woche später, wenn wir die Show der Band erklären müssen, sind wir um diese Genickstütze dann jeweils ziemlich froh.
  • Eine gute Video-Kamera mit Stativ, mit der wir zwei bis drei Durchläufe jeweils aufzeichnen. Zugegeben, ein gutes Teil kostet mindestens einen Tausender, aber die Anschaffung ist ja sowas von zentral sowohl bei Dokumentieren wie nachher beim Proben. Dazu aber später mehr.
  • Markier-Krempel: Mattenwagen, Malstäbe, Portmonnaies, etc. mit denen wichtige Punkte am Boden markiert werden können. Dies gibt später auf dem Video gute Referenzpunkte beim Dokumentieren der Show.


Samstag, 9. August 2014

Wie man eine Show schreibt - Teil 1

Als erstes möchte ich den beiden grossen Top-Shots in Sachen Showschreiben, Jean-Luc Kühnis und Fabian Wohlwend von showband.CH danken, welche mir so ziemlich alles zu dem Thema beigebracht haben, das es zu wissen gibt und mir 3 Saisons lang die Chance gegeben haben, auszuprobieren, mitzuarbeiten und Fehler zu machen. Geneigte Leser, wenn Sie sich nächstens gerade wieder einmal fragen, was Sie mal so wieder so richtig Gutes tun könnten, unterstützen Sie die beiden und Ihren Laden - da liegen Sie nicht fehl.

Aber nun: Back to business. Zum Schreiben guter Shows gibt es ein paar wenige Erfolgsrezepte und sehr viele Misserfolgsrezepte. Mit anderen Worten: Damit eine Show begeistert, sollte man einige Dinge tun und einige viele dringendst unterlassen. Letzere lernt man mit Zeit und auf die harte Tour.



Bevor wir mit dem Showschreiben anfangen, müssen wir sicher sein, dass sich die Musik nicht mehr ändert. Für eine Show die begeistert sind der Spannungsbogen und die Verhältnisse der einzelnen Phasen essentiell. Wenn man dieses Gleichgewicht im Nachhinein nochmals stört, indem man z.B. Teile herausschneiden muss, hat dies fatale Konsequenzen auf allen Ebenen: Spannungsbogen im Arsch, Übergänge stimmen nicht mehr, Musiker haben falsches Zeug einstudiert und auswendig gelernt und rufen dann während der Show garantiert die falsche Fassung ab.... Willst du alles nicht. Genau in der Phase sind wir zur Zeit: Wir erarbeiten die Arrangements mit dem musikalischen Chef - dem Topshot der Schweizer Musik-Szene Christoph Walter (und bereits jetzt hat sich unsere Teilnahme irgendwie schon gelohnt - einmal mit solchen "Cats" (engl. Ausdruck für Koryphäe, Granate, Maschine) zusammenarbeiten zu dürfen ist für Laienorchester wie uns mehr oder minder Schwarzwäldertorte mit Extra-Sahne) und trimmen die Stücke musikalisch so, dass sie "musikalisch verheben", die richtige Länge fürs Fernsehen haben und auch noch halbwegs spielbar sind, wenn man dazu auf dem Pausenplatz rumrennt.

Sobald die Arrangements gefixt sind, geht's auf zwei Ebenen weiter. Einerseits beginnen die Musiker, ihren Notentext auswendig zu lernen. Andere Nationen machen dies mit der Selbstverständlichkeit von Kaffeetrinken vor dem Frühstück. Die Schweizer Musikszene mag in Sachen Blattspiel legendär sein (viele Orchester machen das sogar noch am Konzert), aber wenn's darum geht, etwas auswendig zu lernen, dann stellen wir uns hierzulande also gelegentlich an, als ob gerade von uns verlangt würde, vier Seiten des alten Testaments vom Hebräischen ins Aramäische zu übersetzen. Mit verbundenen Augen auf dem Kopf und unter Migräne. Freunde: Es ist reine Übungssache. Und ich darf das sagen, ich habe es immerhin nach fünf Jahren geschafft, die Handynummer meiner Frau jetzt doch mal auswendig zu lernen.



Warum ist das so wichtig? Amerikanische Studien haben ergeben, dass Notenlesen extrem viel Brainpower konsumiert. Das menschliche Hirn kann nur maximal sieben Denkeinheiten aufs Mal bewältigen und die brauchen wir für Dinge wie die Frage, wo wir als nächstes hinlaufen werden, dass wir auf dem Weg dahin keinen Blechschaden fabrizieren und dass wir gut aussehen und die richtigen Noten spielen. Für Lesen bleibt da keine Energie vörig.

Während also die Musiker den Notentext absorbieren und in dieser Phase viel üben müssen, legen wir im Kreativ-Team mit dem Showschreiben los. Eines der spannendsten Dinge, welche man im Leben tun kann - und wie das geht, schreibe ich Euch gleich nächstens, wenn wir die erste Session hinter uns haben - natürlich mit Bildern :)

So long, stay booned

Immer Euer J.

Wir sind dabei - "Kampf der Orchester", wir kommen!


Nun ist es offiziell und wir müssen die Füsse nicht mehr still halten: Wir sind dabei beim Abenteuer Fernsehen und werden uns im November mit unseren sieben Duell (beim genaueren hinüberlegen müsste das Wort wohl richtigerweise „Oktell“ heissen)-Partnern gegenseitig von den Tonleitern schubsen. Da steppt der Bär! Vor lauter Freude hier gleich mal unser offizielles Kampf der Orchester-Fötteli:

Die Band posiert mit Instrumenten vor dem offiziellen Layout

Da für die meisten von uns Showorchester-beim-Fernsehen-werden leider nicht zum Alltagsbusiness gehört, werden wir Euch hier im Blog laufend von unseren Erlebnissen und dem Weg in die Shows berichten. Unzensiert, ungeschönt und wenn’s sein muss mit gnadenlosen Selfies bebuntet. Na, ist das was?
Natürlich wissen wir nicht erst seit gestern und aus heiterhellem Himmel, dass wir im November unter Umständen nach Kreuzlingen dürfen, aber wir haben dem Fernseher ganz fest versprechen müssen, dass wir schön die Füsse still und die Futterluke zuhalten, bis die Info offiziell in der hiesigen Skandalpresse publik gemacht wurde.

Deshalb nun in guter alter Twenty-Four Manier: WAS BISHER GESCHAH:
Ende letzten Jahres hat mich mein Daddy angeknufft und mir den Link zur KdO-Webseite geschickt. Gesucht werden acht Blasorchester, die zur Musik auch Showelemente zeigen und bereit sind, im November um die Gunst des Publikums zu buhlen. Die Idee kam verlogen geleckt…. Nein verlegen gelockt… Ja Herrgott…. Ach ja: VERLOCKEND GELEGEN – geht doch! Ich träume nämlich schon seit ein paar Jahren von einem Projekt für die Boons, das Musik und Show verbindet.

Nun muss der geneigte Leser wissen, dass Bigbands und Showorchester zwei ganz verschiedene paar Pantoffeln sind. Wir Bigband-Menschen lieben es generell, uns hinter unseren schicken schwarzen Notenständern zu verstecken und das Bewegen der Meute auf der Tanzfläche zu überlassen. Auswendig und ohne Noten zu spielen ist für uns No-Go. Bewegen zur Musik sogar sowas von draussen aus der Perwoll-Wohlfühl-Zone! Dank der endlosen positiv motivierenden Energie unserer tollen Choreografin haben wir aber schussendlich alle Hürden geschafft und für die Audition zwei knackige Choreografien hingelegt, die der Fachjury ganz offenbar gefallen haben. Wow. Merci!

Aber… wie schreibt man eigentlich eine solche Choreografie? Dazu mehr im nächsten Post….